Hätten Sie das gedacht? Kuriositäten vom Straßenrand...

Ein Mann steht auf der Leiter in seinem Garten und pflückt Birnen. Zwei Kinder blieben am Zaun stehen und schauten ihm zu. Der Mann dachte sich: na, das ist ja wie beim Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, und wollte jedem Kinder eine Birne schenken. Die Kinder schauten ihn verständnislos an, dann schauten sie auf die Birne in der Hand. Schließlich steckten sie die Früchte in die Tasche. Als der Mann fragte, warum sie denn nicht gleich hineinbeißen wollten in ihre saftigen Birnen, bekam er zur Antwort: „ach, die kennen wir nicht. Die nehmen wir erst einmal mit nach Hause und fragen.“

Brav liebe Kinder! Nichts von fremden Männern nehmen, nichts essen oder trinken was man nicht kennt! Es stellte sich nämlich heraus, daß es heutzutage Kinder gibt, die keine Birnen kennen. Also essen sie sie auch nicht, wenn man ihnen eine schenkt. Der arme alte Ribbeck auf Ribbeck im Havelland würde sich wohl im Grabe herumdrehen...

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Zu Ribbeck an der Kirche ein alter Birnbaum steht,
der mit den üpp'gen Zweigen der Kirche Dach umweht.
Von hohem Alter zeuget der Stamm, so mächtig stark,
wächst schier aus dem Gemäuer wie aus der Kirche Mark.

Von diesem alten Birnbaum geht eine Sage hier,
sie war als Kind zu hören stets eine Wonne mir:
Ein alter Ribbeck, heißt es, war Kindern hold gesinnt,
wohl hundertmal beschenkt er im Dorfe jedes Kind.


In allen Kleidertaschen er Birnen, Äpfel hat,
gab stets mit beiden Händen, gab gern, genug und satt.
Und als er kam zu sterben, man in den Sarg ihn legt,
denkt nicht an seine Taschen, darin er Birnen trägt.

Und in dem nächsten Frühjahr wächst aus der Wand am Tor,
sproßt aus dem Erbbegräbnis ein Bäumlein grün hervor.
Der Alte, der im Leben die Kinder so geliebt,
nun noch in seinem Sarge den Kindern Freude gibt

Im Herbst viel kleine Birnen der Baum streut auf den Sand,
und heut noch greift mit Jubel danach der Kinder Hand.
Die Abendschatten sanken hernieder allgemach,
da ward in meiner Seele die alte Sage wach.

Das ist das ursprüngliche Birnbaumgedicht, geschrieben von Hertha von Witzleben, Enkelin des Karl Friedrich Ernst von Ribbeck. Sie schrieb dieses Gedicht im Jahre 1875, also bevor Fontane sein Gedicht im Jahre 1889 veröffentlichte.  (M. Hiller)

Martin Luther, Wilhelm Tell und Schneewittchen - was der Apfel im Laufe der Geschichte so alles erlebte...

Meist sind sie golden, die Äpfel in unseren Märchen. Sie zu gewinnen, verspricht viel: ewiges Leben oder wenigstens Glück, eine wunderschöne Jungfrau oder auch immer genug zu essen. Doch sie zu finden ist schwer. Gläserne Berge, tiefe Abgründe, hinterlistige Stiefmütter und der Schwierigkeiten mehr legen die Märchen dem Suchenden in den Weg.

Iduna, eine Göttin der nordischen Sage, überreichte dem Göttergeschlecht der Asen goldene Äpfel, die jenen ewige Jugend verliehen. Die Hesperiden aus der griechischen Mythologie ließen sich ihre goldenen Äpfel von Herakles stehlen, doch Athene war so freundlich, die ewiges Leben verheißenden Früchte zurückzuholen.

Lang ist der Weg und schwer, goldene Äpfel zu gewinnen und zu behalten. Doch im Märchen gelingt es dem Jüngling, der reinen Herzens ist, schließlich, die Äpfel und damit alles, was er sich ersehnt zu bekommen.

Im wirklichen Leben ist der Weg zwischen Wunsch und Erfüllung weiter: „Wer den Baum gepflanzt hat, genießt selten seine Frucht“ sagt ein altes Sprichwort.

Aber der Weg könnte sich lohnen: so sagte schon Martin Luther, der selten ein Blatt vor den Mund nahm „Wenn ich wüsste, dass morgen der Jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Das sieht ihm ähnlich: während alle Welt sich die Haare rauft ob des nahen Weltendes, denkt Luther an Äpfel... Zugute zu halten ist ihm, daß er damit nicht aufs Apfelessen abzielte, sondern darauf, daß es immer Hoffnung gibt. Ob aber die Kirche zu jener Zeit froh darüber war, daß jemand über den Jüngsten Tag hinausdenken wollte?

Der Apfel ist Sinnbild für Leben, aber auch für Tod, und wiederum für Leben aus dem Tode. Das gilt für Märchen, Mythen und Sagen gleichermaßen. Schneewittchen, das arme Kind, mußte dies erfahren. Die böse Stiefmutter und der vergiftete Apfel, das Stolpern der trauernden Zwerge, durch das Schneewittchen wieder zum Leben erweckt wurde, der Märchenprinz, der sie sofort aus dem Glassarg weg heiratet - und alle lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende...

Kaum zu glauben, wie eine Stiefmutter etwas so Niederträchtiges im Schilde führen konnte: nicht nur die Ermordung der tausendmal Schöneren hinter den Sieben Bergen, nein auch noch einen Apfel zu vergiften und die ruchlose Tat mit seiner Hilfe zu begehen - das können Apfelfreunde nicht begreifen. Während mich die Schneewittchengeschichte als Kind stark beschäftigte, gerade auch wegen des Apfels, gefällt mir heute vor allem der tatsächliche Hintergrund der Geschichte: denn das Mädchen, das auf hochdeutsch Schneeweißchen hieß, war eine Kurhessen-Waldecksche Grafentochter. Hinter sieben Bergen bei den sieben Zwergen lebte sie, und das ist in Brabant in Belgien. Die Zwerge, das waren Bergleute. Denn die lebenslange Arbeit in der Dunkelheit bei schlechtem Essen machte die Bergleute im Laufe von Generationen immer kleiner, so daß sie schließlich wie Zwerge ausgesehen haben müssen. Und tatsächlich berichtet die Chronik aus dem Kellerwald, daß es in dem Örtchen Bergfreiheit zur Zeit des 30jährigen Krieges nur noch zwei Schichten Bergmänner gab - nämlich 14 Mann, und ein Weibsbild! Und tatsächlich auch lebten die Bergleute oft von ihren Familien getrennt gemeinsam in kleinen Häuschen, mit sieben Bettchen, sieben Becherchen, sieben Tellerchen...

Schneewittchen aber, das war keine andere als Margarethe, die Tochter des Grafen Philipp IV. von Wildungen. Sie wurde nur 21 Jahre alt, und wurde aus politischen Gründen ins Belgische verbannt. Nur über den vergifteten Apfel wissen die Chroniken nichts...

Und ein weiterer berühmter Apfel weiß uns einiges zu berichten: über den Gesslerhut nämlich, den der Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell nicht grüßen wollte. Ein Hut auf einem Pfahl, so etwas grüßt ein aufrechter Schweizer nicht. Da müßte schon Gessler persönlich dort stehen. Hermann Gessler, der Reichsvogt in Schwyz und Uri aus der Zeit um 1300, forderte doch tatsächlich von seinen Untertanen, daß sein Hut bei jedem Vorbeigehen zu grüßen sei.

Es kam wie es kommen mußte: Tell weigerte sich, Gessler zog ihn zur Verantwortung. Und jetzt kommt der berühmte Apfel ins Spiel. In seinem Hang zu Grausamkeiten forderte der Vogt, daß Wilhelm vom Haupte seines Sohnes einen Apfel zu schießen habe, und zwar mit der Armbrust. Aber Sohn und Vater - und sicher auch der Apfel - waren voller Zuversicht, und so ging die Sache gut aus für beide, nicht aber für den Apfel. Auch nicht für den Vogt: ein zweiter Pfeil, den Wilhelm bereit hielt, sei für ihn bestimmt gewesen, hätte er seinen eigenen Sohn mit dem ersten durchbohrt. Das wagte der Armbrustschütze dem Gessler ins Gesicht zu sagen. Es folgte die Abführung, doch auf dem Schiff konnte Wilhelm Tell die Armbrust spannen und den wohlverdienten zweiten Pfeil in des Landvogts Brust schießen. Tja, auch wahre Begebenheiten gehen manchmal gut aus, doch was der Apfel darüber denkt, das werden wir nicht erfahren.

Marieta Hiller, 2011

Apfel - ein immerwährendes Thema!

Hier finden Sie alles, was ich zum Thema Apfel zusammengetragen habe: Regionales, Historisches, Kurioses und natürlich auch Gesundheitliches...

Viel Spaß beim Stöbern wünscht Marieta Hiller

Äpfel müssen nicht schön aussehen, aber gut schmecken!

Geschichte des Apfels von der Steinzeit bis zu den alten Römern
und Apfel: seit 6000 Jahren!

Alles was mir so zum Thema Apfel einfällt...

Der Pomologe: mit Lupe, Messer und Bleistift auf der Suche

Die Römer und der Apfel und Die Römer im Odenwald
und Ab ovo usque ad mala - die alten Römer und der Apfel

Die vertrackte Geschichte vom süßesten Apfel

Apfelallergie - und trotzdem Äpfel essen können? und Mit dem eigenen Obstbaum die Apfelallergie vergessen

Gesunde Tipps aus dem Lorscher Arzneibuch: Der „Lautertrank“

Kieselbarts Apfelgeschichte als youtube-Video

2017: das Jahr (fast) ohne Äpfel  
und
Das Wetter vor 400 Jahren

Was Martin Luther zum Apfel zu sagen hatte:
Als die Reformation in den Odenwald kam
Das Geheimnis des alten Apfelbaumes
Der Wild-Apfel ist der Baum des Jahres 2013 Essen und Trinken in früheren Zeiten Das Märchen vom Apfelbäumchen, das in die weite weite Welt wollte...
Der Paradiesapfel Apfeldiebe und schmutzige Gänsefüße: Brandau  
Odenwälder Apfelherbst 2021   Achtung Aprilscherz!
Steinobstbau im Odenwald in Heft 04/2017
Das geheimnisvolle Kästchen
Äpfel und Streuobst: besonderes Anliegen des Fördervereins Odw. Apfel e.V Martin Luther, Wilhelm Tell und Schneewittchen - was der Apfel im Laufe der Geschichte so alles erlebte... Der Aufstand im Zauberwald
Die Biene gehört zum Apfel wie der Kobold zum Felsenmeer... Hätten Sie das gedacht? Kuriositäten vom Straßenrand...  Märchenhafte Apfelgeschichte von Kobold Kieselbart

Unser Imkerprojekt 2018 und Durchblick-Projekt 2020: Obstbaumfachwart-Ausbildung

Fünf Stübchen mit fünf Bübchen - fünf Fragen und fünf Antworten!  Herbstgedicht  von Birgit Helfricht
Gartenfrisch geerntet: wie lagert man Gemüse richtig?    

 

Foto: Vogelfilme

Das gibt es nur im Zauberwald: Äpfel und Blüten zu gleicher Zeit - aber wenn Kieselbart seine Hand im Spiel hat... Foto: Vogelfilme

Und natürlich fiel mir auch zu Corona was mit Äpfeln ein...

Apfel: seit 6000 Jahren!

Im Neolithikum wird der Mensch seßhaft und beginnt die Landschaft zu pflegen: Kaum hat der Mensch das Jagen und Sammeln aufgegeben und sich am heimischen Herd niedergelassen, beginnt er auch schon, besonders nahrhafte Pflanzen zu hegen und zu züchten. Er optimiert sie so, daß sie besseren Ertrag bringen, schmackhafter sind, größer werden. Seit jener Zeit kennt man die Technik des Pfropfens, denn der Apfel ist spalterbig. Zur Verbesserung gewünschter Sorten ist daher eine aufwendige Pflege notwendig. Ins kalte Germanien allerdings kam der Kulturapfel erst mit den alten Römern. Einen Holzapfelfund aus einer Bandkeramikersiedlung in der Heilbronner Gegend konnte man auf ein Alter von 6000 Jahre datieren.

Der Paradiesapfel

Einen Apfel reichte Eva ihrem Adam im Paradiese. Gepflückt hatte sie ihn vom Baum der Erkenntnis, obgleich sie ernstlich davor gewarnt worden war. Doch eine Schlange umschlängelte die Äste des Erkenntnisbaumes und pries seine Früchte als köstlich und unwiderstehlich an. Und so kam es, daß Eva nicht widerstehen konnte. Doch biß sie nicht selbst hinein, vielmehr gab sie ihn dem Gemahl, auf daß er koste.

Herbstgedicht

Ich bin der Herbst...

Ich bin der Herbst,
fauche mit dem Sturm,
flüstere im dürren Laub
und färbe rote Apfelwangen.
Ich bin der Herbst,
wate in Morgennebeln,
webe Spinnfäden in Luftgärten
und werkele unter Kastanienbäumen.
Ich bin der Herbst.
Male Baum und Strauch bunt
und morgens glitzernden Raureif,
mitunter auch Schnee,
ich bin der Herbst.
Bin wie ich bin.
Ich, der Herbst.
16102016, Birgit Helfricht (siehe auch ihr Buch Bezaubernder Odenwald!)

Die vertrackte Geschichte vom süßesten Apfel

Sicher kennst du das: man beißt in einen duftenden rotbackigen Apfel, die glatte Schale knackt, der Saft spritzt. Aber ach, wie sauer! Der ganze Mund zieht sich zusammen - und da sagen die Erwachsenen auch noch „sauer macht lustig“.

Gesund seien sie auch, die Äpfel: „Ein Apfel am Tag vertreibt Kummer und Plag“. Und je sauerer, desto gesünder. War ja klar. Was gut schmeckt, kann nicht gesund sein: Gummibärchen, Plätzchen, Schokolade...

Aber müssen die Äpfel denn gleich soo sauer sein?

Da freut man sich doch richtig, wenn man mal einen erwischt, der süß schmeckt. Süüüß mit viel üüü, denn üüü ist der Buchstabe, der uns beim Aussprechen grinsen läßt. Reinbeißen, genießen, schlucken; reinbeißen, genießen, schlucken; reinbei - aber was ist das? Ein Wurm, winzig und glänzend, mit zwei Knopfäuglein im Gesichtchen, windet sich aus dem Apfelbiß - und wohl sei uns, wenn wir einen ganzen und keinen halben Wurm sehen! Denn dann wäre ja der andere halbe Wurm ... igitt, bloß nicht dran denken!

Und gleich kommt schon wieder so ein überschlauer Erwachsener daher und spricht - mit erhobenem Zeigefinger natürlich - „Verbotene Äpfel sind süß!“ und „der glänzendste Apfel beinhaltet den größten Wurm“.

Ach, es ist schon vertrackt mit den Äpfeln. Nur gut, daß es im Supermarkt nur Äpfel gibt, die weder Würmer haben, noch besonders süß oder besonders sauer schmecken.

Aber neulich, da hab ich in einem verwilderten Garten einen Baum entdeckt, an dem hängen Äpfel - Äpfel, sage ich euch! Soviel Geschmack - ich weiß gar nicht alles zu beschreiben! Würzig, duftig, fruchtig nach Rosen und Wiese, ein bißchen säuerlich und fast ein bißchen salzig, aber auch saftig süß! Ein Wurm war auch drin, aber ich hab ihn mit einem großen Stück Apfelfleisch ausgeschnitten und unter den Baum gelegt. Sooo ein guter Apfel - der reicht doch wohl für mich und für den Wurm!

Marieta Hiller, 2011

Mit dem eigenen Obstbaum die Apfelallergie vergessen

Alte Obstsorten liefern nicht nur gesunde, vitaminreiche Früchte zum Frischverzehr, für Säfte und Trockenobst, sie werden von Allergikern auch wesentlich besser vertragen als Neuzüchtungen aus intensivem Anbau. Wer beim Genuss des Golden Delicious aus dem Supermarkt mit schwellenden Schleimhäuten oder asthmatischen Beschwerden zu kämpfen hat, sollte - evtl. unter ärztlicher Aufsicht - einen Versuch mit unbehandelten Äpfeln heimischer Streuobstwiesen wagen, deren Allergengehalt in Sorten wie zum Beispiel Gravensteiner oder Goldparmäne wesentlich niedriger ist.

Der Pomologe: mit Lupe, Messer und Bleistift auf der Suche

 

Was macht eigentlich der Pomologe?

Der Pomologe ist ein interessanter Mensch, denn er beschäftigt sich mit dem Apfel. Doch wann hat er damit angefangen? Dazu müssen wir nun zunächst mal ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit reisen. Nein, nicht bis ganz zurück zu Adam und Eva und dem Apfel vom Baum der Erkenntnis. Das kennen wir ja schon.
Dieses Jahr geht’s zu den alten Römern. Die hatten nämlich eine Göttin namens Pomona, sie war die Göttin der Gartenfrüchte. Ihr Name kommt von pomum, was Baumfrucht oder Obstfrucht bedeutet. Sie hatte sogar einen eigenen Opferpriester, ihren Flamen. Es gab in der altrömischen Tempelwelt zwölf „flamines minores“, und der Flamen Pomonalis war einer davon.
Von Pomona wissen wir außerdem, daß sie schwach wurde, als der Gott Vertumnus sie so heftig und ausdauernd umwarb, daß sie - die eigentlich nur das Pfropfen ihrer Bäume im Sinn hatte - schließlich völlig entnervt auf- und sich selbst hingab. Soviel zur Götterwelt, wo es offenbar auch nicht anders zugeht als in der Menschenwelt... Vom Pomologen aber weit und breit noch keine Spur.
Wie ging es derzeit in der Menschenwelt zu? Von mythologischen Lichtgestalten mit Füllhörnern hin zu wissenschaftlicher Erkenntnis strebte diese, doch war es ein weiter Weg. Bis endlich der erste Pomologe auftaucht, müssen noch unzählbar viele Jahrhunderte vergehen. Die Pomologie nämlich ist nicht die Wissenschaft von gefallenen Göttinnen und eroberungsfreudigen Göttern - doch mehr dazu später. Viel später.
Wir aber begeben uns jetzt in die Kreidezeit: damals nämlich -  das ist schon sehr lange her, fast so lang wie Eva und ihr Apfelproblem: 50 bis 70 Millionen Jahre! - damals war das Wetter günstig, und aus den wenigen Grundsorten an Äpfeln, die einst aus Süd-Ost-Asien kamen, wurden unzählige Neue: rotbackige, saure, fettglänzende, festfleischige, warzige, rauhe, süße, duftige, mürbe, dicke, runde Äpfel. Gab es im Kaukasus und dem Himalaya bis zum Ende der Kreidezeit noch mindestens genau so viele Sorten wie vor etwa 200 Jahren, so konnten sich doch nur wenige Malus-Arten bis dorthin retten. Und ob die Dinosaurier sich um die Kultur der Ur-Äpfel bemühten, das wissen wir nicht. Aufgefressen haben sie mit Sicherheit viele davon, und sie werden ihnen wohl auch geschmeckt haben... Und hätte es damals schon den Pomologen gegeben, dann hätte auch er ihnen geschmeckt. Überliefert wurde es nicht.
Erst von den Kelten wissen wir wieder, daß sie sich mit Obstbau befaßten. Immerhin 6000 Jahre alt sind die allerältesten Apfelfunde auf deutschem Gebiet: sie stammen aus einer Siedlung der Bandkeramiker bei Heilbronn. Auch in den Bodensee-Pfahlbauten und in der Schweiz und in Österreich fand man Spuren vom Holzapfel - dem Malus sylvestris. Klein war er, herb und eigenwillig. Die Kelten sammelten den Wildapfel und dörrten ihn für ihre Vorratshaltung. Im gesamten Siedlungsgebiet kann man Spuren von ihm finden, und dennoch ist er nur vielleicht der Vorfahre der modernen Kulturäpfel. Man weiß es nicht genau, denn die Kelten kannten sich zwar mit Landbau aus, aber bei der Dokumentation haperte es noch gewaltig. Schriftliche Urkunden aus keltischen Zeiten kennt man nicht. Und noch lange ist kein Pomologe in Sicht. Der Apfel aber durchlebte die Zeiten der Kelten, der Römer und der Germanen, und irgendwie schlug er sich durch bis ins Mittelalter.
Dann kamen die Kreuzzüge, bei denen die Menschen - freiwillig unfreiwillig - in der weiten Welt herumkamen. Sie sorgten dafür, daß aus den vorhandenen Apfelsorten eine neue genetische Vielfalt entstehen konnte. Man nahm Äpfel mit auf Kreuzzug, man tauschte sie mit den Bewohnern jener fernen Länder oder nahm ihnen ihre Äpfel ab. Schließlich war man ja auf Eroberungstour! Das ist aber auch schon wieder acht bis zehn Jahrhunderte her, doch die aus den freiwillig unfreiwilligen Apfeltauschbörsen entstandene Vielfalt konnte sich hier heimisch machen. Schon seit dem 16. Jahrhundert kennen wir den Roten Eiserapfel, die Herbstparmäne und die Goldparmäne, den Weißen Winterkalvill, den Königlichen Krummstiel und den klassischen Backapfel. Den Pomologen aber suchen wir noch immer vergeblich.
Die Äpfel wuchsen auf Bäumen in hochherrschaftlichen Gärten, denn für das gemeine Volk schien die göttliche Frucht den kirchlichen und weltlichen Würdenträgern denn doch zu schade. Von Schergen bewacht wurden die Gärten, und auf Äpfelklau stand oft genug die Todesstrafe. Das trug sicher mit dazu bei, daß dem Apfel eine überirdische Aura anhing, etwas ganz Besonderes war er, etwas Köstliches, Verbotenes, ein „Haben-will!“.
Doch auch die hochherrschaftlichen Würdenträger konnten sich der Wahrheit nicht verschließen, daß der Genuß von Äpfeln gesund für Körper und Geist war, daß er wichtige Nährstoffe auf den Speisenplan brachte, daß er für Saft und Kraft im Volk sorgen konnte - und das war genau das, was die Herrschaften brauchten: ein Volk in Saft und Kraft. Und so öffneten sie allmählich ihre schwerbewachten Gärten und teilten die köstlichen Schätze ihrer Bäume aus ans gemeine Volk. Der Apfel stieg aus den ummauerten Paradiesen hinab in die Gärten der Bauern. Zweihundert Jahre später war er von dort nicht mehr wegzudenken, die einfachen Leute konnten sich jetzt in ihren Bauerngärten selbst mit frischem Obst versorgen.
Das wissen wir heute aus alten Quellen, aus herrschaftlichen Verordnungen etwa, nach denen sich die Untertanen vor allem bei einer Heirat verpflichten mussten, Obstbäume zu pflanzen. Friedrich II. von Preußen und Kurfürst August von Sachsen waren solch umsichtige Herrscher. Pomologen aber waren auch sie noch nicht.
Verbunden mit dieser „Säkularisierung“ des Apfels, mit seiner Verbreitung im einfachen Volk, rückte die wohlschmeckende Frucht auch ins Interesse der Forscher. Bei jedem Schritt begegnete ihnen ein Apfelbaum, und schnell stellten sie fest, daß Apfel nicht gleich Apfel war. Bei ihrer Verbreitung von Garten zu Garten, von Baumwiese zu Baumwiese entstanden so viele verschiedene Äpfel, daß es dringend not tat, sie endlich zu verzeichnen. Und so zog er endlich hinaus in die Landschaft, der Pomologe. Probierte hier einen Saftigen, zeichnete dort einen Rotbackigen, schnupperte an einem Duftigen, beschrieb einen Buntgeflammten, notierte Lagereigenschaften der weichen runden wie der festfleischigen grünen Äpfel, ließ sich eifrig Rezepte von Bauersfrauen geben, wie die Sorten zu Kompott, zu Mus oder zu Saft verarbeitet werden konnten. Auch vergaß er nicht, sorgfältig zu verzeichnen, welcher Apfel wo wuchs und welche Bäume in der Nachbarschaft so herumstanden. Das war er endlich, unser Pomologe!
Doch begnügte er sich nicht damit, alles aufzuschreiben. Er experimentierte auch. Und was wir heute als Gentechnik verdammen, hatte eigentlich im 18. und 19. Jahrhundert seinen Ursprung. Das Veredeln von Apfelsorten wurde zum Wissenschaftler-Sport. Man kreuzte und verbesserte, saftiger sollten die Äpfel werden, süßer und aromatischer, und viel Ertrag sollten sie bringen. Lagerfähig sollten sie natürlich auch sein, und unempfindlich gegen Regen, Nässe, Wind und Schädlinge. Und so gehörte es bald zum guten Ton, daß ein jeder Pomologe einen eigenen Apfel erfand, dem er natürlich auch den eigenen Namen verlieh. Bald bevölkerten die Jakob-Fischers, Kaiser Wilhelms, Graf von Breitenbachs und Boskoop die Obstkörbe. Wer es etwas bescheidener mochte, der nannte „seinen“ Apfel nach dem Herkunftsort: Beerbacher, Bittenfelder, Brettacher, Borsdorfer...
Das war seine schönste Zeit, meint der Pomologe. Unbegrenzte Möglichkeiten, Ruhm und Ehre - und immer mehr leckere Äpfel!
Doch es kam, was kommen mußte: die Zeitläufte änderten sich. War es im 19. Jahrhundert der aufkommenden Industrialisierung zu danken, daß Freizeit übrig blieb, in der man sich anderen Dingen als der täglichen Arbeit widmen konnte - also auch der Apfelforschung, so führte die Industrialisierung doch nur wenige Jahrzehnte später dazu, daß nicht jedes Äpfelchen seinen Weg vom Baum bis in die Obstschalen schaffte. Besonders nach dem 2. Weltkrieg mußten sich die Äpfel den arbeitstechnischen und wirtschaftlichen Erfordernissen der rationellen Tafelobstproduktion unterwerfen. Wer zu schnell braunfleckig wurde, hatte verloren. Wer zu früh, zu spät oder auch mal überhaupt nicht reif wurde, hatte Pech. Wer zwar gut schmeckte, aber lange Transporte nicht vertrug, weg damit! Wer runzlig, fleckig, warzig oder krummgewachsen war: weg damit! Wer am Baum nicht in Reih und Glied auf weiten Ländereien wachsen wollte, sondern lieber eigenwillig und bunt gemischt auf der Obstwiese stehen wollte: abgehackt!
Übrig blieben nur: der fadsüße Golden Delicious, die Allerwelts-Parmäne, der krachsaure Granny Smith, der zähnebrechende Braeburn und die hübsche aber geschminkte Pink Lady. Die Vielfalt an Geschmack und Verwendungsmöglichkeiten mußte dem schönen Schein weichen, und austauschbar wie Plastikbälle liegen sie in den Auslagen der Supermärkte. Und was tut der Pomologe jetzt?
Trauert er den alten Zeiten hinterher, als tagtäglich ein neuer Apfel entdeckt wurde? Mixt er in Gentechnik-Labors geheimnisvolle Substanzen, um den Apfel aller Äpfel zu entwickeln? Schreibt er seine Memoiren? Sitzt er in Talkshows und redet übers Wenn und hätt’?
Nein! Er ist unermüdlich unterwegs, sammelt was noch zu sammeln ist, bewahrt was bewahrt werden kann, hütet und pflegt, was die große Vereinfachung überlebt hat. Alte, vom Aussterben bedrohte Sorten werden gerettet, bevor sie ganz verschwunden sind. Nach verschollenen Obstsorten, aus Literatur oder Volksmund noch bekannt, wird gefahndet. International ist er unterwegs, der Pomologe. Auf Treffen, auf Tauschbörsen und auf Apfelveranstaltungen. Und er hat Erfolg: schon einige längst verschollen geglaubte Apfelsorten konnten so bewahrt werden. Immer wieder geht er zu Treffen, wo Apfelfreunde zusammenkommen und ihre Sorten mitbringen. Da wird geschnuppert, probiert, berichtet und verglichen, und nicht selten taucht tatsächlich eine verlorengeglaubte Sorte auf! Für Gartenfreunde und Obstbauern verfaßt er sorgfältige Anleitungen über die richtigen Obstsorten am richtigen Ort, besonders die robusten einheimischen Sorten sollen dabei zum Zuge kommen. Denn so haben alle einen Nutzen davon: die Flora und Fauna auf der Obstwiese, die guten Apfelsorten, die Apfelfreunde - und der Pomologe. Denn ihm ist es zu verdanken, daß es auch heute noch Äpfel gibt, die gut schmecken - ein jeder nach seinem Charakter: säuerlich oder würzig, fest oder mürbe, duftig oder herb. Probiert sie nur - ihr werdet schon sehen!
Marieta Hiller, teilweise veröffentlicht in Typisch Odenwald 2012.

Fünf Stübchen mit fünf Bübchen - fünf Fragen und fünf Antworten!

1 Wo gärt ein guter Apfelwein aus Odenwälder Äpfeln am besten?

U - im Sudkessel
N - im Schnellkochtopf
P- im Gewölbekeller

2 Wie heißt der Obstfachmann?

G - Pomade
A - Pomologe
R - Pommes frites

3 Welche Stoffe verursachen oft Bauchweh?

L - Gluten und Lactose
I - Zucker und Zimt
E - Pfeffer und Salz

4 Wer dreht sich nach der Fledermaus um?

B - der Schlenkerbein
E - der Wendehals
R - der Wackelfinger

5 Welche Edelsteine fand ein kleiner Bub, der hinter seiner Mutter und dem Pflugpferd über den Acker lief?

K - Kartoffeln
E - Dracheneier
F - Granate

Winter-Experimente mit Kohl

Mit Kohl verbindet mensch gemeinhin den charakteristischen Geruch in Mietshaus-Treppenhäusern. Als ich Kind war, mischte sich noch Bohnerwachs dazu. Kohl ist deshalb nicht das beliebteste Gemüse auf den meisten Tischen.

Dabei kann man wundervoll experimentieren!

Haben Sie schonmal vegetarischen Grünkohl aus dem Wok probiert? Grünkohl grob zerkleinern, blanchieren, im Wok in Sesamöl anrösten, mit Ingwer Knoblauch Chili Salz Zucker und Zitrone abschmecken und zu einem schönen rosa Stück Bio-Lachsfilet genießen!

Oder Rotkohl-Omelette: Rotkohl wie gewohnt zubereiten (Schmalz oder Olivenöl, Zwiebeln andünsten, fein geschnittenes Rotkraut dazu; Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Salz Zucker Essig und ein Apfel mit Nelken gespickt mitkochen, am nächsten Tag aufwärmen). Ich mache immer eine größere Menge und koche es in Schraubgläsern ein (Backofen 170 Grad, Wasserbad, 45 Minuten). Das fertige Rotkraut mit Schafkäsewürfeln mischen, man kann auch selbstgemachten Mozzarella nehmen. Dieser muß dann aber sehr stark gesalzen sein, denn der Kontrast aus süßsaurem Rotkraut und salzigem Schafkäse ist ein Erlebnis. Dann Omeletts backen und in jedes zwei große Löffel der Kraut-Käse-Mischung füllen, zusammenrollen und alle nebeneinander in eine Backform setzen, 10 Minuten im Backofen bei 150 Grad durchziehen lassen.

Winterkohlrabi-Pommes: Kohlrabi von allen harten Teilen befreien und in Pommesförmige Stifte schneiden. In Olivenöl mit Knoblauch, viel Salz und Kräutern marinieren. Nach 1 Stunde auf dem Backbleich in den vorgeheizten Backofen bei 200 Grad 10 Minuten backen. Wenn die Pommes noch nicht weich genug sind, noch fünf Minuten zugeben. Dazu paßt Knobiquark.

Weißkrautsalat läßt sich sehr gut einfrieren. Ein ganzer Weißkohl ergibt Krautsalat für mehrere Mahlzeiten. Im Kühlschrank hält sich der Salat ca. 1 Woche, man kann ihn aber gut einfrieren: Kraut hobeln und ordentlich salzen, durchkneten. Über Nacht zugedeckt stehen lassen, nochmals durchkneten. Ggf. Brühe abschütten. Mit Pfeffer und Kräuteressig würzen und in kleinen Portionen einfrieren.
Zum Verzehr kann man den Salat nach dem Auftauen mit Olivenöl oder Majonnaise abschmecken.

Leider fallen wir über unsere Kohl-Experimente immer mit derartigem Heißhunger her, daß keine Zeit bleibt ein Foto zu machen.

Ausprobieren!!! Guten Appetit - Marieta Hiller

Meerrettich: Heilpflanze des Jahres 2021

In der kalten Jahreszeit bereichert der Meerrettich mit seiner beißenden Schärfe und blumigen Süße die Küche. Weniger bekannt ist, dass die Wurzel auch in der Naturheilkunde ihren festen Platz hat. Daher hat der Naturheilverein (NHV) Theophrastus den Meerrettich zur Heilpflanze des Jahres 2021 gewählt.

„Meerrettich hat als Heilpflanze ein großes und leider bisher zu wenig ausgeschöpftes Potenzial“, erläutert Konrad Jungnickel vom NHV. Seine Inhaltsstoffe haben viele positive Wirkungen. Die ätherischen Öle stärken die Abwehrkräfte und lösen den Schleim bei Erkältungskrankheiten. Auch bei Harnwegsinfekten kann die Pflanze helfen, da sie antibakteriell und entzündungshemmend wirkt. Außerdem enthält frischer Meerrettich wertvolle Flavonoide, B-Vitamine und relativ viel Vitamin C (115 mg pro 100 g).

Nudel Omelett mit Zucchini und Champignons

Vom Gasthaus „Zum Römischen Kaiser" für die Lindenfelser Nudeltage 2012

Zutaten für 4 Personen:
250g Nudeln „Fusilli", eine Zucchini, 200g Champignons, zwei Eier, etwas Milch, Salz, Pfeffer, Majoran

Zubereitung:
Die Nudeln kochen und abgießen.
Die Zucchini in Stifte schneiden und die Pilze putzen und in Scheiben schneiden. Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Pilze und Zucchini in der Pfanne kurz anbraten, die Nudeln dazu geben und mit Salz, Pfeffer und etwas Majoran würzen. Milch und Eier verquirlen, mit Salz und Pfeffer würzen und in der Pfanne verteilen. Zugedeckt bei schwacher Hitze stocken lassen. Nach Belieben kann man auch noch Reibekäse oder Mozzarella Flocken darüber streuen und zerlaufen lassen.

Guten Appetit.

Gasthaus „Zum Römischen Kaiser", Peter Lautenschläger,  Kirchstrasse 17, 64678 Lindenfels - Schlierbach, Tel. 06255/ 575, e-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.