
Der Osterbrunnen 2017, Foto F. Krichbaum - Verschönerungsverein Reichenbach: Onlinebriefe und 2021: Marktbrunnen Reichenbach ist vollendet
Februar 2022: Der "Knöreme Poad": wieder gangbar gemacht!
Dezember 2021: Reichenbach: Kirchturmuhr erfolgreich entfesselt
In diesem Beitrag lesen Sie Interessantes vom Ortsbeirat, über die Windkraftanlagen und das Hochwasser vom April 2018, über die Ersterwähnung des Dorfes, die Chronik von Neutsch aus dem Jahr 1956 und "das deutsche Erbübel der Untertänigkeit", die Wirtschaft von Familie Lautenschläger und die Neutscher Kapelle.
Folgende Beiträge finden Sie in meinen Jahrbüchern: Das Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden:
- Landwirtschaft nach dem 30jährigen Krieg, der Pest und der folgenden Wirren
- Landwirtschaft in Neutsch: am Beispiel des Neutscher Hofes
- Die Geschichte des Dorfes Neutsch - aus der alten Chronik von 1956
Bereits zur Römerzeit verlief der Weinweg als sogenannte Hohe Straße von Weinheim nach Dieburg über die Neunkircher Höhe. Man nutzte die Höhenrücken für die Fortbewegung, da die Täler sumpfig waren. Gadernheim liegt am Weinweg mitten zwischen zwei Steilstrecken in der Graulbach und der Neunkircher Höhe. Entstanden ist der Ort nach einer Vermutung von Georg Grohrock vielleicht nur als Station am Weinweg. Grohrock brachte übrigens als Bub den Steinarbeitern im Neunkircher Wald das Essen.
Er hat mir über viele Jahre sehr Interessantes über die die alten Dorfgrenzen, Straßennamen in Gadernheim, die Wasserverteilung an den Bächen und die Altstraßen Weinweg, Reiterweg, Hutzelstraße und Hohe Straße erzählt. Der Weinweg als Hohe Straße führte links vom heutigen Weg den Berg hinauf, die Einmuldung ist noch gut zu erkennen (Hohlwegbildung).
Hier finden Sie eine Fotoserie aus Elmshausen und der Umgebung: die Deichertsmühle am Striethteich, Brunnen und Schwalbennester, das Milchhäuschen, Wegsteine und blühende Baumwiesen, die Lauter, das Selterswasserhäuschen...
Altpapier hat einen Wert: gesammelt und von Vereinen abgeholt bringt es diesen ein ordentliches Zubrot zur Vereinskasse. Nachdem im April 2017 die Ballenpreise für Altpapier aufgrund zum Erliegen gekommener Exporte nach China im Keller waren, stiegen die Exporte im Juni wieder, so daß der Markt in Deutschland 160-170 Euro pro Tonne hergab.

Altpapier wird klassifiziert nach Wiederverwertbarkeit:Kaufhausaltpapier, Wellpappe, Zeitungen, bunte Akten und Multidruck, weiße Rotationsabfälle, Deinkingware (De-ink, also Romaterial, das von Tinte gereinigt werden muß) und gemischte Ballen. Die Papierindustrie fragt Altpapier gut nach.

Die alten Römer sind ein unerschöpfliches Thema: kommen Sie mit auf Spurensuche nach jenen Menschen, die zu Beginn des letzten Jahrtausends im Odenwald lebten. Wer waren sie, wie lebten sie, und wie kamen sie mit der einheimischen Bevölkerung aus (und diese mit ihnen)? Ständig kommen neue Forschungsergebnisse dazu, deshalb lohnt es sich, immer wieder einmal auf diese Seite zu schauen!
Wer lebte in den Höhendörfern?
Schannenbach wurde erstmals erwähnt im Jahr 1398, damals gehörte es zum katholischen Amt Gronau. In Knoden lebten im 16. Jahrhundert sieben Familien, in Schannenbach vier und in Breitenwiesen vier. Man hatte damals noch keine Familiennamen: das Salbuch von Lindenfels anno 1568 benennt die Bewohner mit Vornamen.
1623 waren es in Knoden und Schannenbach je acht Familien, in Breitenwiesen sechs, während die Bewohnerschaft nur 50 Jahre später auf je vier Familien zurückging.
1742 lebten in Schannenbach fünf Bauern mit drei Beisassen, in Knoden acht Bauern und in Breitenwiesen fünf. Wieder fünfzig Jahre später: sechs Bauern in Schannenbach, fünf in Knoden und drei in Breitenwiesen.
1817 lebten in Schannenbach in insgesamt 10 Häusern 65 Einwohner, davon fünf Bauern, ein Schuster, drei Leineweber und zwei Tagelöhner.
Welche Berufe gab es hier?
Ein Fachwerkstädtchen am Main, mitten im Buntsandstein-Odenwald: hier in Miltenberg entdeckte man unter dem Keller des heutigen Stadtmuseums eine Latrine mit Zu- und Abfluß, ein mittelalterliches Wasserklosett. Direkt am Schnatterloch mit dem Stadtbrunnen, aus dem sich alle Bürger ihr Trinkwasser holten, gab es eine Kellergrube, die im Winter voll Wasser lief und sich dann über den Sommer wieder leerte. So entstand rund um den Brunnen ein großer unterirdischer Verjauchungskreis. Über die Probleme der modernen Domestoskultur hätten die Menschen des 14. Jahrhunderts wohl herzhaft gelacht...
Ein faszinierendes Fenster in die Vergangenheit öffnete sich bei Bauarbeiten am Bensheimer Marktplatz. Bensheim ist seit 765 urkundlich bekannt als Basinsheim und erhielt 956 das Marktrecht. Zur Stadt wurde es spätestens 1320. Als 1979 beim Bau des "Hauses am Markt" in der östlichen Marktplatzecke Gebäudereste entdeckt wurden, versäumte man es, dies archäologisch zu dokumentieren. Man arbeitete mit schwerem Gerät und zerstörte vermutlich zahlreiche Funde. Was gerettet wurde, konnte - aus dem historischen Befund herausgelöst - nicht zuverlässig interpretiert werden.

Lauterner Grenzgänger suchen die Grenzsteine zwischen Zehnes und Knorz
Meine Prüfungsaufgabe zur Erlangung des Gästeführer-Zertifikats "Römer im Odenwald":
Sie gehen im römischen Dieburg zum Einkaufen. Welche exotischen Lebensmittel aus dem Mittelmeerraum oder anderen entfernten Gebieten des Römischen Reiches könnten Sie dort erwerben?
Nun, so folgen Sie mir in die römische Stadt MED... anno 135 n. Chr.!
Lesen Sie auch: ... Und sie taten sich gütlich - Märchenhafte Orte
Gastronomische Situation anno 900-1300
Handelsreisende und andere Weggenossen wurden bis ins 10. Jahrhundert in den Städten unentgeltlich aufgenommen und verpflegt. Erst im 11. Jahrhundert entwickelten sich Gaststätten und Tavernen, wo man Speisen und Getränke kaufen konnte. Zu den neu entstehenden Herbergen mußte man seine eigene Verpflegung mitbringen.Um 1300 entstanden die bekannten drei Kategorien der Gastwirtshäuser: für Reisende zu Pferd, für Fuhrleute und für Fußvolk wie Pilger. Letztere mußten in Sälen mit bis zu 50 Betten übernachten, die Gaststube war der einzige beheizte Raum.Doch nur von den Durchreisenden konnten die neu entstandenen Gasthäuser nicht existieren: auch die einheimische Bevölkerung wurde gern gesehen, das Gasthaus entwickelte sich zum Kommunikationsplatz, wobei meist weder Glücksspiel noch Frauen zugelassen waren.
Endlich Ferien, endlich Freizeit! Doch woher kommt das Wort und seit wann gibt es Ferien? Wer Ferien oder Urlaub haben will, muß erstmal in die Schule oder zur Arbeit gehen, anders geht es nicht.
Fangen wir der Reihe nach an, Kindergarten zählt noch nicht als Arbeit. Also die Grundschule:
jeder kennt den Witz von Fritzchen, der nach dem ersten Schultag gefragt wird wie es war und der antwortet: „na ja ganz gut, aber ich bin nicht ganz fertig geworten, muß morgen nochmal hin.“
Die Grundschule geht auf die römische Elementarschule zurück, und die hieß „ludus“, was „Spiel“ bedeutet. Da hatten es die kleinen alten Römer wohl besser als Kinder hierzulande, denn wer möchte die Schule schon als Spiel bezeichnen? Hier bei uns dagegen war es viele Jahrhunderte lang üblich, daß Kinder ab dem siebten Lebensjahr richtig mitarbeiten mußten um den Familienunterhalt zu verdienen. Es gab keine Kindheit, keine Spiele, keine Schule - und keine Ferien.

So sahen die Schulbänke früher aus, heute zu sehen in der Schulstube im Regionalmuseum Reichelsheim
Die nämlich wurden erst erfunden, als man die Schulpflicht einführte, um Kindern Bildung zu vermitteln. Da stellten die Eltern fest, daß die kleinen Arbeitskräfte plötzlich fehlten, besonders im Sommer und Herbst, wenn auf den Feldern viel Arbeit anfiel. Deshalb wurden in den Schulen die Ferien eingerichtet: damit die Kinder in der Hauptsaison bei der Arbeit mithelfen konnten.
Pustekuchen also mit „schönen Ferien“, mit Spiel und Spaß. Gespielt haben früher nur die Kinder der vornehmen Leute, und mit deren Spielsachen vergnügten sich auch die Erwachsenen bei Hofe. „Ferien“ waren bei den alten Römern ursprünglich Feiertage, an denen die Götter geehrt wurden, dazu war an diesen Tagen arbeitsfrei. Während Kinder Ferien haben, haben Erwachsene Urlaub. Auch den gab es früher nicht, denn die Arbeit riß nicht ab. Erst mit Einführung der Industrialisierung und der arbeitsteiligen Welt entstand sich ein freier Tag, dann ein freies Wochenende, und eine - viel zu kurze - Zeit der Erholung im Urlaub. Das Wort Urlaub kommt von Erlaubnis, nämlich der Erlaubnis des Feudalherrn, sich von seinem Arbeitsplatz oder seinem Wohnort zu entfernen. Man merkt schon, daß heute nicht alles so schlecht ist...

Damit wurde früher in der Schule geschrieben, Ausstellung in der Schulstube im Regionalmuseum Reichelsheim
1526 wurde mit Einführung der Reformation auch die Einrichtung von Schulen in Hessen beschlossen. In kleinen Orten gab es lange Zeit nur im Winter Schule, und die Kinder mußten Brennholz oder Briketts mitbringen. Aufgabe der Pfarrer war es, die Eltern über den Nutzen und Wert der Schule zu belehren. Ein Lehrer sollte 1832 mindestens 155 Gulden verdienen, (ein Gulden war in etwa der Tageslohn eines Zimmermanns, laut einer Breuberger Quelle anno 1807 knapp 13 Euro wert. Der Lehrer bekam also 2015 Euro pro Jahr!) Vor 1832 mußte er sein Mittagessen reihum an den Tischen der Familien im Dorf einnehmen: das nannte man Wandeltisch, der wurde mit Einführung des Mindestlohns für Lehrer ab-geschafft. Kurze Zeit später begrenzte man die Klassenstärke auf 80 - achtzig! - Kinder pro Klasse und in Lindenfels entstand eine Lehrerbildungsanstalt. Man begann Schulhäuser zu bauen und die Schulzeit auf acht Jahre festzusetzen. 1919 übernahm das Deutsche Reich die oberste Gesetzgebung im Schulwesen.

Deutsche Schrift - Tafel in der Schulstube im Regionalmuseum Reichelsheim
1945 fiel der Unterricht von April bis September aus, wenig später ging es weiter, es folgte die Lernmittelfreiheit. Das war nicht überall so, denn inzwischen war die Hoheit über das Schulwesen auf die Länder übergegangen, und in Nordrhein-Westfalen etwa mußten alle Bücher gekauft werden. Ich habe meine noch heute, während ich die unappetitlichen hessischen Bücher, die vor mir schon durch viele Hände gegangen waren, nie mochte (außer den Diercke, den man getrost in der Schule lassen konnte, weil er ja nicht meiner war). 1960 entstanden die ersten Mittelpunktschulen, 1970 Gesamtschulen. Zuständig für das Schulwesen sind jetzt die Kreise. 1980 erst wurde die Fünftagewoche eingeführt, vorher mußte man auch Samstags zur Schule.

Die Brensbacher Schulordnung anno 1609

Roch köstlich nach Spiritus: Matrizen-Abzugsgerät in der Schulstube im Regionalmuseum Reichelsheim
M. Hiller, Dezember 2017
Draußen spielen in den Ferien? Oft Fehlanzeige
Ferien und Urlaub gab es früher nicht...
Wir haben es wirklich gut. Wir fahren zu einem Urlaubsort - sei es am Meer, in den Bergen oder anderswo. Manche lieben ländliche Ruhe, andere die Betriebsamkeit der Städte oder Touristenattrak-tionen. Und wer zuhause bleibt, für den gibt es im Odenwald und der näheren Umgebung viel zu entdecken.
Aber Ferien oder Urlaub gibt es noch gar nicht so lange: erst im 18. Jahrhundert wurde - nach der allgemeinen Schulpflicht - auch die Freizeit eingeführt. Vorher konnten viele Kinder nicht zur Schule gehen: sie mußten schon von klein auf in der Landwirtschaft helfen. Mit der Schulpflicht bekam man zunächst nur zur Kirchweih (Kerb) oder zu Märkten frei. Die Ferien wurden geschaffen, damit die Kinder während der wichtigsten Zeiten auf dem Bauernhof helfen konnten: zur Aussaat, zum Jäten und zur Ernte, also um Ostern, im Sommer und im Herbst.
Richtige Freizeit mit Spiel und Spaß hatten die Kinder da noch nicht. Mußten die Kinder früher auf dem Hof mitarbeiten, so leiden sie heute unter Schulstreß, viele können gar nicht mehr entspannt spielen - und schon gar nicht draußen:
53 % der Eltern finden es zu gefährlich, Kinder im Wald spielen zu lassen, gar ohne Aufsicht! Fast ein Fünftel aller Kinder hat noch nie ein frei lebendes Tier gesehen, die Hälfte ist noch nie auf einen Baum geklettert! Mit den Füßen fest auf der Erde stehen, mit allen Sinnen die Natur in sich aufnehmen, das ist ein Erlebnis, das oft nur noch wenige Kinder auf dem Land finden. Dagegen soll es Kinder geben, die in ein Bilderbuch schauen und versuchen durch Wischen die Seiten umzublättern.
Also genießt eure Ferien und euren Urlaub - und freut euch daß ihr zur Schule gehen dürft - das wünscht euch Marieta Hiller, Sommer 2018
- Was die Bauern früher zur Einführung der Schulpflicht sagten
- Landwirtschaft im Wandel der Epochen, in anderen Regionen sowie im Wandel der industriellen Revolutionen
- Landwirtschaft: von Seßhaftwerdung, Viehhaltung und Krankheiten - bis zum Burnout der Landwirte
- Woher das Wort Arzt kommt
- Alte Münzen und Maßeinheiten
- Schon die dritte Turmuhr im Heimatmuseum Brandau
- Johann Wilhelm Grimm: unbekannte Grabstätte
- Erinnerungen an Reichenbacher Schwimmbad
- Der Schirmmacher: ein aussterbender Beruf
- Tagebuch: Kriegsende in Gronau